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Häufig bekam ich ganz zufällig mit, wenn sich Großmutter mit meinen Eltern unterhielt. Ich konnte zwar nicht jedes Wort verstehen, begriff aber, daß Großmutter uns darum beneidete, daß wir
in Deutschland lebtan, dem Land mit guten Schulen und den komfortableren Lebensbedingungen. Dies sei mit der Armut der polnischen Juden gar nicht vergleichbar, meinte sie.
»Aber was ist mit Antisemitimus?« wollte Vater wissen. Da war es wieder, dieses Wort. Aufmerksam lauschte ich auf Großmutters Antwort, in der Hoffnung, es endlich zu verstehen.
»Wir leben damit doch schon seit Jahren«, begann sie, »wir kennen doch nichts anderes. Ihr werdet euch auch noch daran gewöhnen und merken, daß es sich damit leben läßt.« Großmutter klang ganz sicher und
überzeugend. Nur ich hatte immer noch Fragen.
»Warum ist Judenhaß in Polen üblich? Warum müssen wir uns in Deutschland daran gewöhnen?« fragte ich mit Großmutters Worten. Aber ich wurde mit dem Satz »Dies ist kein Thema für Kinder!« abgewiesen. Doch
für mich war es ein Thema, das ich nicht loswurde. Antisemitismus war in unser Leben eingedrungen.
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